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Lokalaugenschein Balkan:

Die Nationalparks Una und Plitvicer Seen 

 

Laubwälder ohne Ende, tosende Wasserfälle, Seen, ungezähmte Flüsse, Orchideen und Berge über 1.000 Meter Höhe fallen mir ein, wenn ich an die weltberühmten Plitvicer Seen und den unbekannten, aber nicht minder beeindruckenden Nachbarn, den Una Nationalpark denke. 

Die beiden Nationalparks liegen rund eine Autostunde voneinander entfernt und doch hatte ich bei meinem Besuch im Mai 2024 das Gefühl, es sind Welten dazwischen.

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Plitvicer Seen

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Zusammenfluss von Una und Unac

Die Unterschiede kurz erklärt

Die Plitvicer Seen sind in Kroatien, der Una Nationalpark in Bosnien-Herzegowina. Die freifließende und ungezähmte Una markiert über viele Kilometer die Grenze zu Kroatien. Reist man nach Bihac und zu den Dörfern im Nationalpark prägen Moscheen die Ortsbilder. Neben Lateinschrift wird auch Kyrillisch verwendet, und die eigenen Hände oder „Google Translate“ sind praktische Mittel zur Kommunikation, denn nicht jeder spricht Englisch oder Deutsch.

Die Konvertible Mark ist die offizielle Landeswährung, und man verlässt bei der Einreise nach Bosnien-Herzegowina die EU-Außengrenze. Das Preisniveau erfreut die Gäste, es liegt weit unter dem von den Plitvicer Seen.

Die Nationalparkverwaltung zählt jährlich bei den Plitvicer Seen über eine Million Besucher*innen. Der Tourismus im Una Nationalpark steckt hingegen noch in den Kinderschuhen.

Sechs Tipps, die Plitvicer Seen und ihr Umfeld aktiv zu erkunden

Plitvice ist mehr als nur Seen und Wasserfälle. Ein Blick auf ruhigere Ecken:

1. Bei einer Nächtigung im Dorf Plitvica Selo betritt man den Nationalpark von der gegenüberliegenden Seite. Vorausgesetzt man hat ein Online-Ticket, kann man bei einem kleinen Stützpunkt den Park betreten. So entgeht man dem Gewusel an den Haupteingängen. Außerdem liegen mehrere Aussichtspunkte auf dieser Seite der Schlucht, die bei einem Abendspaziergang noch aufgesucht werden können.

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2. Die Massen verlieren sich auch bei einer Wanderung rund um den Kozjak-See, denn ein Großteil der Menschen nimmt ein Boot über den See. Der Pfad verläuft immer direkt am Ufer und bietet Gelegenheit zum Durchatmen. Ich habe mir ein Buch mitgenommen und dabei meinen Blick immer wieder über den See streifen lassen.

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3. Plitvice ist mehr als nur Seen. Der Fluss Korana entspringt am unteren Ende der Seenkette, wo der höchste Wasserfall von Kroatien, Velik Slap, hinabströmt. In diesem Teil von Kroatien fließt der über 130 Kilometer lange Fluss in einer bewaldeten Schlucht vorbei an der Ruine Drežnik Grad mit einem renovierten Rundturm. Die Webseite Komoot hat einige Wandervorschläge parat. 

Ich machte einen schönen Spaziergang hinunter zum Flussufer und retour über blühende Wiesen.

Die Barac-Höhlen in unmittelbarer Nähe haben mir auch sehr gut gefallen. Auch hier gibt es mit dem Wolf-, dem Luchs-, und dem Bären-Trail drei Vorschläge den Wald zu erkunden.

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Velik Slap

4. Folgt man der Korana weiter, passiert man Rastoke, den historischen Kern der Ortschaft Slunj.

 

Der unscheinbare Fluss Slunjčica stürzt sich in über 20 kleineren und größeren Wasserfällen hinab in die Korana.

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5. Mit der Residenz „Villa Izvor“ des ehemaligen diktatorischen Staatschefs Josip Broz Tito besucht man einen prestigeträchtigen und gespenstischen Lost Place, ein paar Kilometer von den berühmten Fällen entfernt. Offiziell ist es allerdings verboten, verlassene Gebäude zu betreten.

 

Ein zweiter Lost-Place befindet sich im Grenzgebiet zu Bosnien-Herzegowina. Die Flugzeugkaverne Željava war eine der größten militärischen Einrichtungen in Europa. Sie fasste bis zu 80 Kampfflugzeuge und wurde für schätzungsweise 6 Milliarden Dollar während des Kalten Krieges errichtet. Rund 20 Jahre später wurde die Flugzeugkaverne mit Sprengstoff gebrauchsunfähig gemacht.

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6. So gut wie keiner Menschenseele bin ich auf meiner landschaftlich sehr abwechslungsreichen rund 55 Kilometer langen E-Bike-Tour begegnet.

 

Zuerst ging es von Plitvica Selo durch den dichten Laubwald bis zum obersten See Prošćansko jezero. Der Weg war größtenteils asphaltiert und Vögel, die ab und zu zwitscherten, waren die einzigen Geräusche.

Weiter ging es durch den Wald zur Bundesstraße. Da ich nicht die kürzere, dafür aber starkbefahrene Bundesstraße D 429 nehmen wollte (diese führt an beiden Eingängen zu den Seen vorbei) habe ich den Nationalpark hinter mir gelassen und bin auf der Bundesstraße D1 Richtung Bosnien (Ličko Petrovo Selo) aufgebrochen. Hier änderte sich das Landschaftsbild. Die hügelige Waldlandschaft machte einer Tiefebene Platz. Zurück ging es dann über kaum befahrene Straßen und Orte wie Rešetar und Smoljanac zum Ausgangspunkt.

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Sechs Tipps, die Una und ihr Umfeld aktiv zu erkunden

Wölfe, Bären, Luchse, Wildschweine und Steinadler, aber auch über 1.900 verschiedene Pflanzenarten von denen mehrere endemisch sind, fühlen sich im 2008 gegründeten Nationalpark besonders wohl.

1. Ein Spaziergang zum rund 24 Meter hohen Wasserfall „Štrbački buk“ ist ein spektakuläres Ereignis. Er ist der höchste Wasserfall, und große Wassermaßen stürzen in die Tiefe. Das Tosen vernimmt man bereits vor den Holzstegen, die zu mehreren Aussichtspunkten führen.

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2. Radfahren bietet eine ideale Gelegenheit, den Nationalpark zu erkunden. Mit meinem E-Bike ging es vor der Nationalparkhütte beim Štrbački buk (Eingang 3 – Ćelije) auf einer Schotterstraße hinauf durch den Wald, zu grandiosen Aussichtspunkten mit blühenden Wiesen.

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Ab der Abzweigung zur höchsten Erhebung, dem 1.168 Meter hohen Ljutoč, musste ich mehr bremsen als treten. Nach weiteren Kilometern spuckte mich die Schotterstraße beim Eingang 1 (Gorjevac) wieder aus.

Danach verlief der Weg auf einer Asphaltstraße über Ćukovi und Orašac zum Ausgangspunkt. Das letzte Drittel war besonders reizvoll, da die Straße in Sichtweite der smaragdgrünen Una verläuft.

 

In Acht nehmen sollte man sich vor den bosnischen Hunden. Oft sind sie angekettet, oder leben scheinbar ohne Besitzer*in auf der Straße. Es gibt aber auch Hunde, die Radfahrer*innen gerne hinterherjagen. Nähere Infos zu meiner Tour findet man auf Komoot.

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3. Es gibt viele Unternehmen, die Rafting-Touren auf der Una anbieten. Anfang Mai war diesbezüglich noch nichts los.

 

4. Das Dorf Kulen Vakuf war Ausgangspunkt für eine Rundwanderung zur Ruine Ostrovica. Sie wurde im Mittelalter erbaut und war im Laufe der Geschichte in osmanischen und in österreichisch -ungarischen Händen. Oben angekommen staunte ich nicht schlecht über die Aussicht. Der Muezzin rief unten zum Gebet, während ich mir hoch oben meine Jause schmecken ließ. Diesen Wandervorschlag habe ich Komoot entnommen.

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5. Der größte Wasserfallkomplex an der Una befindet sich in Martin Brod, einem weiteren Highlight auf meiner Reise.

 

Auch hier stürzt sich ein beachtliches Volumen an Wasser in mehreren Kaskaden in die Tiefe.

 

In Martin Brod fließen die Una und die Unac zusammen. Beide Flüsse liegen in steilen Flusstälern.

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Ich machte eine Rundwanderung hinauf durch den Wald, um die Una und das Flusstal von oben zu sehen.

 

Ein herrlicher Ausblick!

Dann ging es wieder steil bergab. Hier bin ich das erste Mal auf die Gleise einer stillgelegten Bahnstrecke gekommen, die das kroatische Knin mit dem bosnischen Novi Grad verbunden hat.

Das letzte Drittel verlief auf einer Forststraße, dem Flussbett entlang, wo die Blumen wieder eine Augenweide waren. In Martin Brod gibt es auch das orthodoxe Kloster Rmanj, welches bei meinem Besuch gerade renoviert wurde.

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6. Grün- und Blautöne, die sich mit einem strahlenden Türkis vermischen, beschreiben die Farben der Una im Wesentlichen. Im Sommer eignet sich der erfrischende Fluss an ausgewiesenen Stellen zum Baden. Faulenzen, die Ruhe genießen und den Enten zusehen kann man auch im Frühling und Herbst.  

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Regional genießen

Forelle mit gebratenem Gemüse war mein Lieblingsessen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Sonst ist die Küche eher fleisch-lastig, gemauerte Griller sind äußerst beliebt. 

 

In Kulen Vakuf bietet der Verein Atlantis KV Raum für Künstler*innen und Besucher*innen sich kreativ auszutoben. Michael ZolakSchwinn aus Deutschland kaufte 2013 eine 3.000 m² große Fabrikhalle, wo einst Kinder- und Babybekleidung hergestellt wurde. Seine Philosophie ist: „Ethical - Local – Ecological“.

In der Halle werden bereits hier entstandene Werke ausgestellt und man kann Produkte aus der Region (Polenta, Honig, Kräutertees, Ajvar, Säfte, Pflaumenschnaps etc.) erwerben.

Angeboten werden auch Führungen und Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Eine Nächtigung ist ebenfalls möglich.

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Copyright: Atlantis KV

Meine Unterkunftstipps

In Bosnien-Herzegowina: Neben vielen privat vermieteten Ferienwohnungen und -häusern gibt es in Račić, gelegen am Beginn des Nationalparks, die Unterkunft „Japodski otoci“. Man wählt neben klassischen Zimmern zwischen einer Übernachtung in einem Baumhaus, Glamping-Hütten und einem durchsichtigen „Bubble Tent“.

 

In Kroatien: Von Wald umgeben, nördlich von Slunj, in der Nähe des Flusses Korana, stehen seit 2023 die drei Baumhäuser „Tree-Elements“.

Um die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, nutzt „Tree-Elements“ Wärmepumpen, Regenwassernutzung und ein bioseptisches Abwassersystem. Wassersparende Duschen und wasserarme Toiletten tragen zusammen mit Möbeln aus der Region zu den Naturschutzbemühungen bei. Die Lebensmittel stammen von kleinen lokalen Produzenten oder aus dem eigenen Bio-Garten.

Eine kostenlose Abholung von der nächsten Busstation (Donji Nikšić) wird angeboten.

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Copyright Fotos: TreeElements

Anreise und Mobilität vor Ort

Ab Wien fahren regelmäßig Busse über Zagreb zu den Plitvicer-Seen (Flixbus). Für das letzte Stück zur gebuchten Unterkunft benötigt man ein Taxi, da es keine Unterkünfte in der Nähe der Busstation gibt.

 

In Bosnien-Herzegowina ist es eine Herausforderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Es gibt mehrere private Busunternehmen, welche die einzelnen Städte anfahren.

Will man von Wien nach Bihać reisen, gibt es Verbindungen mit Centrotrans über Sarajevo. Ab München kommt man mit Globtour d.o.o. Međugorje nach Bihać.

 

Bedauerlicherweise gibt es keinen Reiseplaner, um zu sehen, wann die Busse von Bihać zu den Dörfern im Nationalpark aufbrechen. Unter der Woche verkehren sie mehrmals, am Wochenende nur 1x. Mir wurde geraten die Zeiten am Busbahnhof in Bihać zu erfragen.

 

Die Webseite BalkanViator ist eine hilfreiche Suchmaschine für den gesamten Balkan. Man findet Busfahrpläne und -tickets, Taxidienste sowie Mitfahrmöglichkeiten.

 

Nähere Infos

Die Apps Outdooractive und Komoot waren, so wie bei meinen anderen Reisen auch, ideale Tools, um mich in der Natur zu orientieren.

 

Nationalpark Plitvicer Seen: www.np-plitvicka-jezera.hr

Nationalpark Una: www.npuna.com

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