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Wenn jemand eine Reise tut….

…. so kann er oder sie was erzählen. Diese weisen Worte stammen von dem deutschen Dichter Matthias Claudius. Nach dem Sommer sprudeln wir von unseren großen und kleinen Erlebnissen und Abenteuern über. So wie in der Liebe ist aber auch beim Reisen nicht alles rosig.

 

Ein negativer Post auf Social Media über das Bahnfahren, geschrieben von einer Persönlichkeit mit großer medialer Reichweite, hat mich sehr zum Grübeln gebracht. Die Zeilen „fehlende Liegewägen, massive Verspätung, Dreck, Familien, die am Boden sitzen“ haben mich schockiert. Es folgten hunderte Kommentare von Menschen, die negative Erlebnisse mit der Bahn schilderten, dazwischen das eine oder andere positive Gegenargument.

Ein negativer Artikel über Bahn, Bus und Co. schürt auch in mir Unsicherheit und Angst,

dass sich der Nightjet bei der nächsten Reise als „Nightmarejet“ entpuppt.

Auch wenn lt. ÖBB letztes Jahr 42 Millionen Menschen im Fernverkehr unterwegs waren (81,4 Prozent der Züge waren pünktlich), und bei unter einem Prozent die gebuchte Kategorie nicht angeboten werden konnte.

 

Ich frage mich aber auch, liegt es in der Psychologie des Menschen,

dass wir vorzugsweise darüber berichten, was alles nicht funktioniert?

 

Mit meinem Engagement will ich klimafreundliches Reisen nicht romantisieren. Auch ich habe mich schon grün und blau geärgert und so wie wir alle Unannehmlichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt. Vier Gründe, warum ich mich aber bei der An- und Abreise zum Urlaubsort nach wie vor für den Boden, anstatt den Himmel entscheide:

1) Reisen ist mit subjektiven Wahrnehmungen verbunden. Mal ist das gewählte Verkehrsmittel pünktlich und alles verläuft reibungslos, mal geht es massiv daneben.

So arbeitet meine Nichte als Bodenpersonal an einem Flughafen. Sie könnte mit ihren Erlebnissen aus dem Arbeitsalltag ein Buch mit dem Titel „Schwarzbuch Fliegen“ schreiben.

 

2) Bei Bahnfahrten muss ich keine zwei Stunden vorher am Bahnhof sein, ich habe keine Sicherheitskontrollen und muss mich nicht um den Online-Check-In kümmern. Mein Gepäck ist bei mir und wird nicht versehentlich in eine andere Stadt geschickt, und ich komme meist direkt im Stadtzentrum an. Ich bekomme aber auch ein Bewusstsein für europäische Entfernungen und lasse die Landschaft wie einen Kinofilm an mir vorbeiziehen. Last but not least ist die Eisenbahn ein sicheres und umweltfreundliches Verkehrsmittel.

3) Bahnfahren kann auch günstig sein. Ein persönliches Beispiel: 2023 habe ich die Strecken Wien-Paris-Wien, Wien-Mailand-Wien und Wien-Venedig-Wien gebucht. Bei allen Strecken wurde mir zu meiner Überraschung das EUR 29,-- Ticket vorgeschlagen.

Mein Tipp: Oft ist eine Liegewagenauswahl bei Sparschiene nicht möglich, aber ein Schlafwagen sehr wohl. Bei meiner Reise nach Mailand war das Sparschienenticket und der 3er Schlafwagen billiger als das Komfort-Ticket und der 4er Damen-Liegewagen.

Frühbuchen lohnt sich! Normalerweise sind Tickets bis 6 Monate im Voraus buchbar. Leider aber nicht bei allen Strecken.

 

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Kostenwahrheit: Zug versus Flugzeug

Die im Juli veröffentlichte Analyse von Greenpeace zeigt ein objektiveres Bild. Von 112 untersuchten europäischen Strecken war das Flugzeug bei 79 Strecken günstiger als die Bahn. Die Strecke London-Barcelona stellte den traurigsten Rekord auf. Hier kostete das Zugticket das bis zu 30-fache eines Flugpreises. Die teuerste Zugverbindung für Österreich war London-Wien, hier war das Zugticket im Durchschnitt fast fünfmal so teuer wie das Flugticket.

 

Der Flugverkehr ist die am schnellsten wachsende Quelle für verkehrsbedingte

Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union (Quelle: European Environment Agency) und lt. IATA hat der Flugverkehr beinahe wieder das Niveau vor Corona erreicht. 2023 rechnet man mit einem weltweiten Passagieraufkommen von 4,35 Mrd. Menschen. Im Vergleich: 2019 sind 4,54 Mrd. Menschen geflogen.

 

Um mehr Kostenwahrheit zu schaffen, ist es obligatorisch Flugticketabgaben zu erhöhen, Subventionen und Steuerzuckerl für Low-Cost-Fluglinien zu streichen (Ryanair war 2022 erneut die umweltschädlichste Fluglinie Europas), und die Kerosinsteuerbefreiung sollte Vergangenheit sein.

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