Anna Kodek
Reise-Inspirationen September/Oktober 2022
Die Zentralschweiz, Secret Cities - Münster, Antwerpen und Malmö, Buchtipps rund ums Zugfahren, Interview Christoph Mülleder von Weltanschauen
Zentralschweiz – Die Wiege der Confoederatio Helvetica
1291 schlossen sich die „Urkantone“ Uri, Schwyz und Unterwalden (bestehend aus Obwalden, Nidwalden) zum Bund der Schweizer Eidgenossen zusammen, um sich für Angriffe ausländischer Feinde zu rüsten. Gemeinsam mit dem Kanton Zug und Luzern bilden sie die heutige Zentralschweiz. Die größte Stadt der Region ist Luzern mit über 80.000 Einwohner, gelegen am wunderschönen Vierwaldstättersee, rund eine Stunde südlich von Zürich.
Neugierig geworden? Erfahren Sie mehr über die Schweizer Mitte hier.
Quiz: Was versteht man in der Schweiz unter dem Schwingen bzw. „Hosenlupf“?
A) Der Schweizer Nationalsport
B) Eine spezielle Blasart beim Alphorn
C) Eine traditionelle Kleidung
Die Auflösung finden Sie am Ende der Inspirationen.
Buchtipps rund ums Zugfahren
Das Bahnfahren nimmt dank der Hochgeschwindigkeitszüge und einem ständig wachsenden Bahnnetz ständig an Attraktivität zu.
Menschen mit unterschiedlichstem beruflichem Hintergrund wollen mittels Büchern, Blogartikeln, Webseiten und Apps Reisende animieren, auch für sich das Reisen auf Europas Gleisen auszuprobieren und NEU zu entdecken. Drei 2022 veröffentlichte Inspirationsquellen für Bahnreisen stelle ich Ihnen kurz und knapp vor.
1) Reisehandbuch: Europa mit dem Zug

Die Autorin Cindy Ruch beschreibt auf 192 Seiten geografisch gegliedert europäische Bahnstrecken in 43 Ländern. Weiters widmet sie sich den Themen Interrail (welches 1972 erstmals angeboten wurde und für die Jugend nur für ein Jahr gedacht war), Autoreisezüge und Nachtzüge. So gibt es beispielsweise den Autoreisezug von Villach nach Edirne in die Türkei.
Bahnprofis vom Lokführer bis zur Zugbloggerin lockern das Buch mit Erfahrungsberichten und „Geheimtipps“ auf.
2) Lonely Planet: Europa ohne Flieger

Entspannt und nachhaltig geht es auf 320 Seiten zu 80 Reiseideen quer durch den Kontinent. Das Buch stellt Reisevorschläge für eine oder mehr Wochen kunterbunt und nicht nach Ländern sortiert zusammen. Bei jedem Ziel wird ein Faktencheck angeführt, der CO2 Emissionen, Entfernung, Anzahl der Nächtigungen und Richtpreis beschreibt.
Ebenfalls beschrieben werden Verbindungen mit der Fähre von Dänemark nach Island oder zu den Färöer-Inseln.
Mitte September erscheint von Lonely Planet der Bilderband: Entdecke Europa mit dem Zug.
3) Nachtzugreisen: Die schönsten Strecken Europas

Jörg Dauscher und Veronika Wengert liefern in dem 224 Seiten starken Buch ausführliche Beschreibungen und alle reiserelevanten Informationen auf einen Blick. Über 200 Fotos und viele Karten machen das Buch zu einer Mischung aus Bilderband und Reiseführer, das auch Film-, Buch- und Musiktipps zum Thema Zugreisen vorstellt. Denn was gibt es Schöneres, als beim Zugfahren ein Buch über Zug-Abenteuer zu lesen? Außerdem gibt das Buch Städte-Besichtigungstipps vor der Abreise bzw. nach der Ankunft nach Stunden gestaffelt.
Münster, Antwerpen und Malmö. Drei „Secret Cities“ für Radler und Radlerinnen
Hauptstädte wie Kopenhagen und Amsterdam poppen bei mir auf, wenn ich an fahrradfreundliche Städte denke. Sie führen auch den Copenhagenize Index an, ein Ranking fahrradfreundlicher Städte weltweit. Aber auch kleinere Städte und Bundesländer sind bemerkenswert:
2019 wurde im niederländischen Utrecht das größte Fahrradparkhaus der Welt mit ca. 12.500 Stellplätzen eröffnet.
Der Radverkehrsanteil im deutschen Oldenburg liegt lt. VCÖ bei 43 Prozent.
Vorarlberg hat mit 16 Prozent in Österreich die Nase vorn.
Lustenau strebt den Titel „Die fahrradfreundlichste Gemeinde“ in Österreich an.
In den Niederlanden gibt es 202 Kleinstädte mit einem höheren Radverkehrs- als Pkw-Anteil.
Die Provinz Utrecht produziert Strom mit einem 330 Meter langen Solarradweg.
Fahrradschnellstraßen, eine grüne Welle für Radfahrer*innen, der Extraring im Kreisverkehr, Vorrang für Fahrradfahrer*innen oder spezielle Fahrradzonen sind nur einige Beispiele, die das Radfahren in einer Großstadt zum Vergnügen machen.
Mit Münster, Antwerpen und Malmö stelle ich Ihnen drei fahrradfreundliche Städte vor. Lesen Sie hier den ganzen Artikel.
Interview mit Dr. Christoph Mülleder von Weltanschauen

Dr. Christoph Mülleder (56) wohnt im beschaulichen Gallneukirchen im Mühlviertel. Er hat in Linz Betriebswirtschaftslehre studiert und den Studiengang Europäische humanitäre Hilfe in Belgien und Deutschland absolviert.
Von 2012 bis 2021 organisierte Christoph in Kooperation mit einem steirischen Reiseveranstalter rund 120 sozialverträgliche und ökologische Reisen mit ca. 2.600 Teilnehmer*innen. Der Wunsch, sich selbst als Veranstalter zu etablieren, wurde im Laufe der Jahre größer und nach bürokratischen Hindernissen meldete er sein Unternehmen Weltanschauen Anfang 2022 als Reiseveranstalter an. Neben seiner Tätigkeit im Tourismus arbeitet Christoph als Projektreferent bei der Caritas in der Internationalen Hilfe.
Was ist das Besondere an deinen Reisen?
Ich lege großen Wert darauf, „terran“ zu reisen. 2022 habe ich ausschließlich Reisen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Landweg erreichbar sind, ausgearbeitet. In den vergangenen Jahren flogen wir nur in Länder wie Uganda, Kuba, Iran oder Armenien - die meisten Reisen waren immer schon terran.
Gefreut hat es mich, dass auf einer Reise nach China 50 Prozent der Gäste mit dem Zug angereist sind und bei einer Reise nach Georgien sogar zwei Drittel.
Nach Hause ging es dann per Flugzeug. Die Anreise meiner Touren ist bereits ein Teil der Reise und der oder die Reiseleiter*in bzw. ich empfangen die Reisenden am Abfahrtsort in Österreich. Außerdem ist Sightseeing nur ein Teil unserer Weltanschauen-Reisen.
Genauso wichtig sind mir Treffen mit Menschen, die im sozialen, ökologischen oder politischen Bereich aktiv sind und die etwas zum Besseren verändern wollen.
Wir besuchen auf Reisen unterschiedlichste Projekte, die spannend und bereichernd sind sowie Zusammenhänge komplexer Vorgänge für Laien sichtbarer machen.
Was hat dich bewogen, Reisen auf dem Landweg anzubieten und Weltanschauen zu gründen?
Mit den Jahren bin ich ein „Zugfreak“ geworden. Als meine beiden Töchter noch im Kindesalter waren, bin ich viel Auto gefahren. Ihnen wurde jedoch leicht schlecht und es war insgesamt meist anstrengend. Mit der Zeit merkte ich, dass Bahnfahren für uns viel entspannter ist und meine Töchter eine Fahrt mit dem Nachtzug als Abenteuer sahen. Hinzu kam das wachsende Bewusstsein über die globalen Auswirkungen der Klimakrise.
Auch ich kann ein „Change Maker“ sein und durch meine Reisen etwas bei Menschen bewirken und verändern.
Da ich bereits vor 2012 in meiner Funktion als Leiter der Auslandshilfe für die Caritas in Oberösterreich Reisen in unsere Projektpartnerländer plante, entdeckte ich in dieser Zeit meine Leidenschaft für das Organisieren, Recherchieren und das Begleiten von Gruppen. 2011 wollte ich einmal innehalten und war in Bildungskarenz. Während dieser Zeit nahmen meine Ideen im Kopf wirtschaftliche und strukturelle Formen an. Da Reisen aber nicht das Kerngeschäft der Caritas ist, blitzte ich beim damaligen Leiter mit meinem Vorschlag ab, eine eigene Firma in der Caritas zu etablieren. So kam es zur Geburtsstunde von Weltanschauen.
Wie kann ich mir eine „terrane“ Reise nach China vorstellen, wie waren die Rückmeldungen deiner Kunden und Kundinnen?
Bei unser China Reise fuhren wir mit dem Zug nach Moskau, um die Stadt näher kennenzulernen. Nach einer Nacht im Hotel ging es mit der Transsibirischen Eisenbahn vier Tage lang weiter an den Baikalsee, wo wir eine weitere Nacht im Hotel verbrachten. Das letzte Stück nach Peking dauerte nochmals ein paar Tage. Wir gaben dem für Tourist*innen ausgestatteten Zug „Zarengold“ einen Korb und fuhren mit der klassischen Transsibirischen Eisenbahn, die mehrheitlich von den Einheimischen benutzt wird. Die meisten Gruppenteilnehmer*innen übernachteten in 4er-Abteilen, manche in 2er-Abteilen. Andere wollten in der billigsten Kategorie nächtigen, einem Großraumwaggon mit gefühlt 60 Liegen und viel Möglichkeit, mit den anderen Mitreisenden in Kontakt zu kommen.
Am Anfang der Reise machte sich eine natürliche Unsicherheit bei den Reisenden breit. Wie sind die hygienischen Bedingungen? Was mache ich den ganzen Tag?
Anders als in Europa, wo man leider nicht in der Lage ist, verstopfte und verschmutzte Toiletten während der Fahrt zu reinigen, gibt es bei einer Fahrt mit der Transsib für jeden Waggon ein Team, welches sich auch für solche Fälle zuständig fühlt, aber genauso für das Bordservice und die Fahrkartenkontrolle. Der Hygienestandard war also höher als in so manchem Zug bei uns.
Ich bin bereits dreimal mit der Transsibirischen Eisenbahn unterwegs gewesen und empfand es jedes Mal als ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit.
Keinen Plan zu haben, keine Tagesstruktur, außer die Uhr täglich um eine Stunde vorzustellen und alle paar Stunden an den Bahnhöfen kurz auszusteigen und zu schauen, wirkten auf mich besonders entschleunigend.
Bei jeder Reise fanden auch intensive Gespräche in der Gruppe statt und die Verständigung mit den Einheimischen, meist mit Händen und Füßen zaubert mir noch heute ein Lächeln auf die Lippen. Lesestoff hatten die meisten zu viel mit. Die Reaktion meiner Kunden und Kundinnen, die im Schnitt zwischen 50 und 70 Jahre alt sind, ist vorwiegend positiv. Verspätungen, nicht funktionierende Toiletten oder eine kaputte Lüftung sind Risiken, die nicht ausbleiben. Einmal war der Schlaf/Liegewagen defekt und die ÖBB konnte nur Sitzplätze als Ersatz zur Verfügung stellen. Meist läuft aber alles nach Plan und man hat eine bequeme Fahrt.
Bei unseren Reisen herrscht eigentlich immer eine gute und soziale Gruppendynamik und meine Teilnehmer*innen vertreten zum Glück die Einstellung, dass Ungeplantes zum Reisen dazugehört und man sich darauf einlassen muss.
Mit meinem Angebot spreche ich Menschen an, denen eine ökologische Anreise, der geringe eigene Fußabdruck wichtig sind und die eine Begegnung vor Ort mit der lokalen Bevölkerung suchen und wertschätzen. Oft ist es die erste Gruppenreise, die sie unternehmen.
Welche Hürden bei der Zugbuchung nimmst du wahr, was ist ausbaufähig?
Ich kaufe die Zugtickets entweder in der Gruppenabteilung der ÖBB (für ÖBB Züge) oder sonst bei Gleisnost, einem auf Bahnreisen spezialisierten Unternehmen mit Sitz in Freiburg. Gerne würde ich mehr Tickets über die ÖBB kaufen, weil die Kundenbetreuung dort wirklich sehr gut ist, aber es ist zurzeit noch ein Ding der Unmöglichkeit, über die ÖBB auch ein Ticket zum Beispiel nach London oder für spezielle Angebote anderer europäischer Bahngesellschaften zu kaufen – hier gibt es noch viel zu wenig Kooperation zwischen den Bahnen.
Ich freue mich, wenn der Ticketkauf europaweit vereinfacht wird.
Während man ein Flugticket online in fünf Minuten buchen kann, ist die Buchung einer Bahnreise durch mehrere Länder aufwendig. Sie erfordert Spezialwissen und auch einiges an Zeit.
Du strebst eine nachhaltige Zertifizierung für dein Unternehmen an und bist Mitglied in der Conscious Tourism Group – Genossenschaft für Achtsamkeit und Ethik im Tourismus? Warum ist eine Zertifizierung, eine Mitgliedschaft in einer Genossenschaft für dich wichtig?
Ich möchte offiziell und von einer unabhängigen Stelle zertifiziert haben, dass ich ökologisch und sozialverträgliche Reisen anbiete. Viele meiner Stammkunden kennen mich durch Mundpropaganda zufriedener Gäste. Auf diese Art erweitert sich stetig mein Kundenkreis.
Für diese Menschen ist es wichtig, Klarheit in Form einer Zertifizierung zu schaffen. Eine Mitgliedschaft bei einer Genossenschaft wiederum ist ideal, um sich auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsam für einen nachhaltigen Tourismus einzutreten.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Dass Menschen unseren einzigartigen Planeten mehr wertschätzen, die Politik strengere Rahmenbedingungen vorgibt und Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen abnehmen. Ich sehe Weltanschauen als Social Business. Ich will davon leben, aber ich will nicht damit reich werden. Ich will einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, der zur Erreichung der Sustainable Development Goals beiträgt.
Auflösung Quiz
Antwort A
Außerhalb der Schweizer Grenzen ist das Alphorn blasen oder das Jodeln bekannt. Weniger bekannt ist der Schweizer Nationalsport: Das Schwingen oder „Hosenlupf“. Er ist vor allem in der Deutschschweiz verbreitet und eine Variante des Freistilringens, die auf Sägemehl ausgeübt wird. Wollen Sie im Rahmen Ihres Urlaubes ein Schwinger Duell live mitansehen, listet der Eidgenössische Schwingerverband hier die Termine.
Wie funktioniert das Schwingen? Klicken Sie hier auf das YouTube Video.