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Zentralschweiz – Die Wiege der Confoederatio Helvetica

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1291 schlossen sich die „Urkantone“ Uri, Schwyz und Unterwalden (bestehend aus Obwalden, Nidwalden) zum Bund der Schweizer Eidgenossen zusammen, um sich für Angriffe ausländischer Feinde zu rüsten. Gemeinsam mit dem Kanton Zug und Luzern bilden sie die heutige Zentralschweiz. Die größte Stadt der Region ist Luzern mit über 80.000 Einwohner, gelegen am wunderschönen Vierwaldstättersee, rund eine Stunde südlich von Zürich.

 

Die Schweiz selbst hat mehr oder weniger die gleiche Bevölkerungsanzahl wie Österreich bei einer Fläche, die nur halb so groß ist. Viel Platz brauchen auch die Viertausender (um genau zu sein sind es 48) vorwiegend im Südschweizer Kanton Wallis. 

 

Daher war mein persönliches Aha-Erlebnis rund um den Vierwaldstättersee, dass ich in den Dörfern und Städten keine weitläufigen Siedlungsgebiete mit Einfamilienhäusern und Gärten gesehen habe, sondern mehrheitlich kleinere Wohnhausanlagen.

Die Gegend rund um den See empfand ich als reizende Kulturlandschaft mit herrlichem Weitblick auf schneebedeckte Berge und den See, weitläufigen Almen, viel Kuhglockengeläute, schattenspendenden Wäldern und dicht besiedelten Ufern.

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Die Kantone der Zentralschweiz stellen sich vor

 

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Schwyz und Zug

Die Kantone Schwyz und Zug befinden sich nördlich bzw. östlich des Vierwaldstättersees und südlich des Zürichsees. Zug ist der einzige Kanton in der Region Zentralschweiz, der nicht direkt an den Vierwaldstättersee angrenzt.

Der Ort Schwyz ist für das Bundesbriefmuseum bekannt. Das Herzstück der Ausstellung ist der Bundesbrief von 1291, der lange als Gründungsurkunde der Schweiz galt. Heute wird hier nicht nur die Geschichte des Bundesbriefes erklärt, sondern auch der Umgang mit nationaler Geschichte thematisiert.

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Historisch bedeutend ist auch die Schlacht bei Morgarten im Jahre 1315, in der die Habsburger aus der Schweiz vertrieben wurden. Das Morgartendenkmal am Ägerisee (Kanton Zug) erinnert an dieses geschichtliche Ereignis.

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Copyright: Bundesbriefmuseum Schwyz

Und wer kennt nicht die Victorinox Taschenmesser mit Firmensitz in Ibach-Schwyz unweit von Brunnen? 1884 gegründet, schreibt die Firma eine über 125-jährige Erfolgsgeschichte. Weit über 20.000 Taschenmesser verlassen täglich die Fabrik. Diese bestehen zu 95 Prozent aus recyceltem Stahl, wie mir das vierminütige Video auf YouTube erklärt hat.

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Rund zehn Seen laden in beiden Kantonen zum Baden, Faulenzen, Relaxen oder zu Wasseraktivitäten ein. Jeder dieser Seen weist einen eigenen Charakter auf. So ist der Lauerzersee ein seichter Verlandungssee, umsäumt von Naturschutzgebieten. Der Vierwaldstättersee wiederum wurde von Gletschern geformt und der zwei Kilometer entfernte Zugersee ist der neuntgrößte See der Schweiz. Der Wägitalersee und der Sihlsee sind Stauseen.

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Ist man in der Schweiz unterwegs, wird man täglich daran erinnert, wo man sich befindet. Schweizer Fahnen habe ich in Privatgärten, auf Almen, in Städten und auch an einem Drahtesel mit Elektroantrieb gesehen. 

Das Muotathal ist der ideale Ort für Naturliebhaber und Ruhesuchende. Mit 172 km2 zählt das Tal zu den zehn flächenmäßig größten Gemeinden der Schweiz. Es ist nur 66 km2 kleiner als der Kanton Zug. Die meisten Einwohner (rund 3.500) leben im gleichnamigen Dorf. Die Muota, ein 30 Kilometer langer Fluss, windet sich durch das Tal und mündet bei Brunnen in den Vierwaldstättersee.

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Folgende Superlativen finden sich im Tal:

Das Karsthöhlensystem Hölloch ist mit ca. 200 km Länge eines der größten Höhlensysteme der Welt. Mit einem Höhlenführer ist es möglich, eine faszinierende Welt „downunder“ zu erleben. 1875 wurde die Höhle erstmals begangen, seit 1889 wird die Höhle erforscht und im Jahre 1906 kamen die ersten Besucher*innen.

 

Eine der kältesten Gegenden der Schweiz ist die Glattalp auf 1.850 Meter Seehöhe. Am 7. Februar 1991 wurden hier –52,5 °C gemessen. Die Glattalp ist per Luftseilbahn oder zu Fuß in ca. 2,5 Stunden erreichbar.

In der steinigen Karstlandschaft der Silberen befindet sich das größte Karrenfeld der Schweiz. Unter Karren versteht man ein durchzogenes, zerklüftetes Gelände. Vom Pragelpass aus der Markierung folgend, erleben Sie diese nicht alltägliche Landschaft.

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Der rund 550 Hektar große Bödmerenwald ist der größte Fichtenurwald der Alpen. Der Wald mit teilweise knorrigen und verwitterten Bergföhren wächst auf dem zerklüfteten Karstrücken mit Dolinen, Gräben, bizarr geformten Felsformationen.

Viele Pflanzen, Flechten, Moose und Tiere wie Gämsen oder das Birkhuhn finden hier genügend Platz, um ungestört zu wachsen und zu leben. 

 

Der Kernbereich von rund 150 ha besteht primär aus unberührtem Fichtenurwald mit Bäumen, die mehr als 500 Jahre alt sind. Erkunden können Sie den Urwald bei einer geführten Tour auf dem 3,5 km langen Themenweg „Urwaldspur“, welcher beim Urwaldpavillon, einem kleinen Besucherzentrum, beginnt, oder auf dem 10 km langen „Urwaldweg“.

 

In den Sommermonaten weiden Nutztiere wie Kühe und Ziegen auf den Almen rund um den Wald. Die Milch der Tiere wird in der Käserei der Genossenschaft Pragel Bödmeren zu feinsten Milchprodukten weiterverarbeitet.

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Uri

Zwischen dem Urnersee (einem Seitenarm des Vierwaldstättersees) und den Gletschern am Gotthard liegt die vielfältige Landschaft und Kultur des „Urkantons“ mit einer Größe von 1.076 km2. Berge über 3.600 Meter lassen den mehr als 36.000 Menschen wenig Platz zum Leben.

 

Die Geschichte von Wilhelm Tell, dem Symbol für Freiheit, entsprang hier. Das Tell-Museum in Bürglen beschäftigt sich mit den Heldengeschichten rund um Tell und hinterfragt seine Stellung in der Gesellschaft. Außerdem besitzt es die umfassendste Sammlung von Dokumenten, Darstellungen und Gegenständen des Nationalhelden. 1582 wurde an dem Ort, wo sich das Haus von Wilhelm Tell befunden haben soll, eine Kapelle gestiftet. Direkt am Urnersee, genauer gesagt in Sisikon befindet sich eine weitere Kapelle. Hier soll er aus dem Boot des Landvogts Gessler gesprungen sein. Ein weiteres Denkmal ist dem Nationalhelden in Altdorf am Rathausplatz gewidmet.

 

Der dahinterliegende Turm trumpft mit einer wunderschönen Aussicht auf das Dorf und die Umgebung auf.

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Copyright beider Bilder: Angel Sanchez resp., Uri Tourismus

Wie viel ist an der Figur Wilhelm Tells Mythos, was war Realität? Zu einem kleinen Faktencheck, wo Sie kurz und knapp die Geschichte von Tell nachlesen können, gelangen Sie hier

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Eine gelebte Tradition in Uri ist das Wildheuen. Das größte Wildheugebiet des Kantons befindet sich hoch über dem Urnersee. Der Rophaien ist ein Berg mit Hängen, die für Nutztiere zu steil sind und wo wertvolles Wildheu wächst. Diese Hänge werden durch Wildheuen gepflegt. Der Themenweg „Wildheuerpfad“ informiert auf 15 Schautafeln über diese Form der Bewirtschaftung. Was versteht man unter Wildheuen? Mit einer Sense mähen die Einwohner im Juli von unten nach oben die „Planggen“ (Hänge) und lassen das Gras an Heuseilen ins Tal sausen. Das Recht, Wildheu zu ernten, hat grundsätzlich jeder Kooperationsbürger mit Wohnsitz in Uri.

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Fährt man Richtung Süden, trifft man auf eine technische Errungenschaft, den 15 km langen Gotthard Tunnel. Bei seiner Eröffnung im Jahre 1882 lebte mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Landwirtschaft. 2016 wurde nach 17 Jahren Bauzeit der neue Gotthard Basistunnel eröffnet. Er ist mit 57 km Länge der längste Eisenbahntunnel der Welt. Rund 260 Güter- und 65 Personenzüge durchqueren lt. Statista das Gotthard-Massiv täglich.

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Die Erwerbsstruktur im Uri wandelte sich im 20. Jahrhundert markant. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ging zurück und die aufkommende Industrie, Tätigkeiten bei der Bahn oder im Bauwesen boten immer mehr Menschen Arbeit. Heute sind in Uri weniger als 10 Prozent in der Landwirtschaft beschäftigt, der größte Arbeitgeber des Kantons ist die Dätwyler Holding AG. Der Hersteller von Kabel, Gummi, Verpackungen und Vertreiber von Elektronikkomponenten montierte die größte Photovoltaikanlage des Kantons.

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Obwalden und Nidwalden

Südlich des Vierwaldstättersees liegen die Kantone Obwalden und Nidwalden. Die Gegend war schon seit Tausenden von Jahren bewohnt, wie ein Sporttaucher 2003 entdeckte. Auffallende Holzpfähle im Seegrund in Kehrsiten (Nidwalden) stellten sich nach ausführlicher Recherche als Überreste einer neusteinzeitlichen Pfahlbausiedlung aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. heraus.

 

Mindestens genauso alt ist der größte Moorkomplex der Schweiz, die Moorlandschaft Langis - Glaubenberg zwischen dem Biosphärenreservat Entlebuch im Kanton Luzern und dem Lungerer- und Sarnersee im Kanton Obwalden. Mit rund 130 km² ist sie etwas größer als der Vierwaldstättersee. Das Gebiet ist ein wichtiger Lebensraum für das stark gefährdete Auerwild, aber auch Luchse finden sich zwischen den Waldgebieten und Alpenweiden, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen. Der wasserundurchlässige Untergrund des sogenannten Flyschs hat in Kombination mit genügend Niederschlag hier überall Moore, Moorwälder und Flachmoore entstehen lassen. Da Moorgebiete wenig landwirtschaftlichen Ertrag bringen und für die Holznutzung uninteressant sind, wurde hier 1963 ein Truppenübungsplatz der Schweizer Armee eingerichtet.

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Lernen Sie das Gebiet bei ein- bis dreistündigen Rundgängen wie z.B dem Moorbärpfad, aber auch bei einer geführten Tour kennen. Einen guten Überblick haben Sie vom mitten in Fichtenkronen stehenden Bärenturm.

 

Kein anderer Lebensraum wurde in den letzten 150 Jahren derart dezimiert wie die Moore.

Das erste Moor der Schweiz, welches 1987 nach einer Volksbefragung unter Schutz gestellt wurde, war das Hochmoor Rothenthurm im Kanton Schwyz. Seitdem sind Moore in der Verfassung geschützt.

Wollen Sie mehr über das faszinierende Ökosystem Moor lesen, empfehle ich Ihnen meinen Artikel „Moore – die unterschätzten Kohlenstoffspeicher“.

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Luzern

Rund 80 Gemeinden mit über 400.000 Einwohner*innen prägen den Kanton Luzern, gelegen nördlich und östlich des Vierwaldstättersees, und mit diesem Kanton schließt sich der Kreis der Kantone rund um den See. 

 

Die größte und bekannteste Stadt ist Luzern. Die Kapellbrücke mit dem Wasserturm ist das am meisten fotografierte Denkmal der Schweiz. Eine wunderschöne Altstadt mit Kirchen, Häusern mit bemalten Fassaden und die 600 Jahre alte Museggmauer (direkt dahinter findet sich der Kulturhof Hintermusegg mit Veranstaltungen, selbst gebrautem Bier und kleinem Bauernhof) mit ihren neun Türmen oder das Löwendenkmal sind nur einige Hotspots der Stadt.

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Weniger bekannt bei Touristen ist der Luzerner Wochenmarkt, der Luzerner Origami Künstler Sipho Mabona, der 2014 aus einem 15x15 Meter großen Papier 2014 mit Helfer*innen einen lebensgroßen Origami-Elefanten gefaltet hat, oder die „Street Art“ Werke der Stadt. So wurde im Juni 2021 unweit des Bahnhofs ein ca. 20 Meter hohes Kunstwerk, welches sich dem Thema Klimaschutz widmet, gemalt. 

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Auch das Künstlerduo QueenKong ist in der „Urban Art“ tätig. So wurde im Rahmen eines Workshops mit Senioren einem Haus, welches zum Abriss stand, neues Leben eingehaucht. Sehen Sie über dieses Projekt ein kurzes YouTube Video.

Copyright: QueenKong

Jährlich im Februar ist die Stadt vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch in einem Ausnahmezustand. Wenn Menschen in bunten Kostümen auf den Kornmarkt strömen, wenn zu verschiedenen Rhythmen der Guggenmusik getanzt und geklatscht wird, dann ist Fasnacht. Die Höhepunkte der Luzerner Fasnacht sind der Urknall um fünf Uhr morgens, der Fritschi-Umzug am Schmutzigen Donnerstag sowie der Wey-Umzug am „Güdismontag“ und der Monstercorso am „Güdisdienstag“.

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Sind Sie neugierig geworden, wie Guggenmusik klingt? Lauschen Sie hier der Guggenmusik „Bielbachfäger“ auf der Rathaustreppe von der Luzerner Fasnacht 2022. Wie populär die Guggenmusik ist, zeigt folgende Gegenüberstellung: Im ganzen Kanton gibt es ca. 170 Guggenmusik-Kapellen, also mehr als doppelt so viel wie Gemeinden.

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Im Gegensatz zur Fasnacht geht es im ersten UNESCO-Biosphärenreservat der Schweiz ruhig und beschaulich zu. In Biosphärenpark Entlebuch erleben Sie auf knapp 400 km² (einem Gebiet etwas kleiner als Wien) zahlreiche Moorlandschaften, eindrucksvolle Karstgebiete und eine üppige Tier- und Pflanzenwelt. Der höchste Berg ist das Brienzer Rothorn, gelegen in den Emmentaler Alpen, im äußersten Süden des Biosphärenparks.

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Vor hundert Jahren wurde der ausgerottete Steinbock unter anderem hier wieder angesiedelt. Die Kolonie hat sich im Laufe der Jahre prächtig entwickelt und wird von Wanderer*innen am zweitägigen Steinbock-Trek, einer wunderschönen Gratwanderung mit unglaublichem Panorama, mit Glück auch tatsächlich gesehen.

Der Park setzt auf einen sanften Tourismus und ist der größte Anbieter naturkundlicher Exkursionen in der Schweiz.

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Drei Tipps, um die Zentralschweiz aktiv zu genießen

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1. Veloabenteuer

Die kulinarische E-Bike Schatzsuche startet im Dorf Entlebuch und führt vorbei an Windrädern, an Moorlandschaften, duftenden Kräuterfeldern und endlosen Hügellandschaften. Bei Ihren Stopps genießen Sie Köstlichkeiten aus der Region und lernen lokale Produzent*innen kennen.

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2. Wanderabenteuer rund um den Vierwaldstättersee

Der Waldstätterweg führt in sieben Tagesetappen von Brunnen um den landschaftlich reizvollen Vierwaldstättersee auf das Rütli in der Gemeinde Seelisberg. Von der Schiffsstation Rütli geht es auf einer kurzen Überfahrt mit Blick auf die Bergwelt und vorbei am Schillerstein wieder zurück zum Ausgangsort.

Auf der zweiten Tagesetappe von Vitznau nach Küssnacht wandern Sie zum Beispiel beim Haldi Hof mit kleinem Café und Bio-Hofladen vorbei. Seit Generationen wird hier Obstbau nach ökologischen Grundsätzen mit vielen alten und jungen Hochstammobstbäumen betrieben.

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Der Schwurplatz wo sich einst auf einer idyllischen Waldlichtung in der Nähe der Schiffsstation Rütli die Vertreter der Urkantone den Rütlibund (welcher das gemeinsame Vorgehen gegen die fremden Vögte der Habsburger in ihren Tälern festlegte) geschworen haben sollen, passieren Sie ebenfalls auf dem Waldstätterweg. 

Will man das Stück Rütli – Brunnen nicht mit dem Schiff abkürzen besteht die Möglichkeit in vier weiteren Etappen den Weg der Schweiz zu gehen. Dieser führt in 35 km rund um den 2,7 km breiten und 11,6 km langen Urnersee. Der Seitenarm des Vierwaldstättersees mit steilen Berghängen und hohen Gipfeln erinnerte mich persönlich an einen Fjord.

Der Weg selbst verläuft mal oben (der höchste Punkt ist 859 Meter), dann wieder direkt am Ufer. Vorbei an Rast- und Badeplätzen, teilweise auf in Felsen gehauenen Treppenstufen ist der Weg gut begehbar.

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In diesem Sommer wurde auch der neue Fernwanderweg Tell-Trail eröffnet. Start ist beim Tell-Denkmal in Altdorf, das Ende acht Etappen später in Sörenberg beim Brienzer Rothorn. 

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Copyright: Schweiz Tourismus / Silvan Borer

Ich persönlich wanderte mit Wanderkarte und Gepäckstransport individuell in 5 Tagesetappen rund um den See und machte von dem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetz Gebrauch. Um schnell auf über 1.000 Meter Seehöhe zu gelangen, benutzte ich mehrmals eine der vielen Seilbahnen. Besonders beeindruckt hat mich, dass ein kleines Dorf wie Emmetten nicht nur eine, sondern gleich drei Seilbahnen zur Auswahl hatte. Einmal mussten wir per Gegensprechanlage um eine Talfahrt bitten. Die Etappen waren täglich zwischen 10 – 15 km lang und sind mit mittlerer Kondition machbar.

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Positiv überrascht war ich von den Feuerstellen auf den Almen. Bänke, Tische, Griller und Feuerholz waren zur freien Entnahme bereitgestellt. Nur die Verköstigung und gute Laune musste man selbst mitbringen.

Ein Highlight mit einem lachenden und einem weinenden Auge war die Wanderung auf den Pilatus, den Hausberg von Luzern.  Mit dem Bus fuhr ich von meinem Hotel bis nach Krien (ein Ortsteil von Luzern) um von dort ca. 1.600 Höhenmeter zu überwinden und auf den „Gipfel“ des Hausberges zu wandern. Auf dem Wanderweg traf ich kaum eine Menschenseele, das änderte sich jedoch schlagartig als ich oben angekommen war.

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Der Berg ist ein Touristenmagnet par excellence mit einem Hotel auf 2.128 Meter. Spaziert man nicht einmal zehn Minuten von der Masse weg, ist man aber wieder allein. So ging ich noch zum Tomlishorn um den Ausblick auf die Bergwelt allein zu genießen.

Um die vielen Höhenmeter nicht wieder bergab gehen zu müssen, nahm ich die Pilatusbahn, die steilste Zahnradbahn der Welt. Sie wurde 1889 in Betrieb genommen und überwindet auf der knapp 30-minütigen Fahrt eine Steigung von bis zu 48 Prozent.

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3. Wasserabenteuer

Unterwegs mit Kajak oder Kanu

Bei Adventure Point aus Brunnen mieten Sie ein Kanu/Kajak und ziehen individuell los oder Sie nehmen an einer geführten Tour am Vierwaldstätter See oder an einen der umliegenden Seen teil. Zur Auswahl steht neben einer klassischen Kanutour eine Sunset Tour, eine Tour für Frauen oder eine Winterkanutour, wo Sie glitzernde Eiskristalle bestaunen können.

Canyoning: Kleine Schliere Alpnach

Die Kleine Schliere bei Alpnach gehört zu den schönsten Schluchten der deutschsprachigen Schweiz. Auf der fünfstündigen Canyoning Tour erwarten Sie Sprünge von einer Höhe von bis zu 10 Metern in glasklares Wasser und natürliche Rutschen mit einer Länge von bis zu 20 Metern. Geeignet ist Canyoning für Menschen, die einen Nervenkitzel suchen und keine Höhenangst haben.

Trittsicherheit und gute Schwimmkenntnisse sind essenziell. Für Familien mit Jugendlichen werden kürzere und leichtere Touren angeboten.

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Copyright: Biasca, Outdoor Adventure

Mein Tipp:

Die sehr umfangreiche Schweizmobil App ist ein Netzwerk für das langsame Reisen. Sie gliedert sich in die Kategorien: Wanderland, Veloland, Kanuland, Skaterland, SlowUp, Bergsport und Winter. Auf der App sind alle Arten von Routen beschrieben. Sie finden Reiseberichte, Sehenswürdigkeiten, Übernachtungstipps, buchbare Angebote, Sperrungen/Umleitungen, Anreisetipps, Verhaltensregeln und vieles mehr. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich individuell eine Tour zusammenzustellen.

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Nachhaltige Bemühungen in den Kantonen

 

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Luzern

Die Stadt Luzern ist die größte in der Region mit über 80.000 Einwohnern. Dank einer neuen Klima- und Energiestrategie sollen energiebedingte Treibhausgasemissionen bis 2040 auf Null gesenkt werden. Bis 2050 soll der Energiebedarf auf 2.000 Watt Dauerleistung pro Kopf reduziert werden und Solaranlagen sollen rund ein Viertel des Stromverbrauchs abdecken.

Die Strategie wurde vom Stadtrat und Großen Stadtrat bereits beschlossen und gelangt im September 2022 zusammen mit dem Gegenvorschlag von FDP/Die Mitte zur Volksabstimmung.

Das Komitee „Klimaschutz Jetzt“ setzt sich aktiv für die neue Klima- und Energiestrategie ein.

 

Die Website „Wir leben Klimaschutz“ informiert über Projekte (wie Urban Gardening oder die Äss Bar wo Sie Brot und Backwaren vom Vortag kaufen können) und gibt jede Menge Tipps über ein ressourcenschonendes Leben inkl. einem Quiz.

 

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Natürlich Nidwalden

Eine direkte Brücke zwischen Produzenten und Konsumenten will der Verein „Natürlich Nidwalden“ schaffen.

Seit seiner Gründung im Jahre 2003 gibt es rund 40 Mitglieder aus den Bereichen Agriturismo, Handwerk und Landwirtschaft. Sie alle stehen für einheimische Produkte welche direkt ab Hof, am Stanser Wuche Markt oder online erhältlich sind.

 

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Pilzwiderstandsfähige Rebsorten – ein Hoffnungsschimmer gegen die chemische Keule beim Weinanbau

Der Weinanbau hat auch in der Schweiz eine lange Tradition. So werden lt. Weinland Schweiz zwischen dem Genfer- und dem Bodensee über 14.835 Hektar mit Reben bestockt. 2.650 Hektar entfallen dabei auf die Deutschschweiz (Quelle: Swisswine). Davon hat die Zentralschweiz einen Anteil von 85 Hektar und 60 Winzer*innen.

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Ein Nachteil im konventionellen und Bio-Weinanbau ist, dass er in erheblichem Maß auf Pflanzenschutzmittel, egal ob chemisch oder biologisch, angewiesen ist.

Eine Lösung sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PiWi). Diese haben den Vorteil, dass sie viel weniger gespritzt werden müssen als herkömmliche Trauben.

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In diesem Zusammenhang ist es spannend zu erwähnen, dass die Zentralschweiz ein Vorreiter bei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten ist. Auf der Website der Zentralschweizer Winzer (wo auch alle Winzer gelistet sind) habe ich gelesen, dass PiWi Weine 35 Prozent der Fläche belegen. Ein deutlicher Vorsprung, wenn man bedenkt, dass in der Schweiz durchschnittlich 2 Prozent der zukunftsorientierten Sorten angebaut werden.

Zwei Bio-Winzer vor den Vorhang

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1. Markus Reinhard vom Seeburghof, einem Bio-Weinbauernhof mit zwei Ferienwohnungen und einigen Gästezimmern im Luzerner Stadtgebiet, baut seit 2008 Reben an. Seine Weißweine, von der Stadt und für die Stadt, sind mehrfach ausgezeichnet. Unterhalb des Klosters Gerlisberg baut er seit heuer auf rund 60 Ar weitere PiWi-Sorten an. Für 2025 ist der erste Rotwein der Stadt mit einem Ertrag von 5.000 Flaschen geplant.

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Auf dem erstmals 1584 urkundlich erwähnten Hof tummeln sich auch Schottische Hochlandrinder mit ihren Kälbern. Sie leben das ganze Jahr im Freien und sind ideal zur Pflege und Nutzung von extensiven Wiesen. Im Winter wird mit Heu gefüttert und einmal im Jahr macht neben den Gästen auch ein reinrassiger Zuchtstier auf dem Bauernhof Urlaub.

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Copyright: Micha Eicher, Scharfsinn

2. Ein paar Kilometer weiter, in der Ortschaft Meggen, am Bioweingut Sitenrein bauen Nora Breitschmid und ihr Team auf 4,5 Hektar ausschließlich robuste Sorten an. Der größte Teil des Weingartens befindet sich am Sitenrein, ein kleiner Teil wird rund um das Weingut selbst angebaut. Oberhalb des Rebbergs wächst ein 350 m² großer Gemüsegarten mit neuen und alten Gemüse-, Kräuter-, Stauden- und Blumensorten. Kaufen kann man die Weine an ausgewählten Tagen in der Hirschmattstrasse 46 in Luzern. Wein-Degustationen am Hof werden nach vorheriger Anmeldung liebend gerne durchgeführt.

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Außerdem besteht die Möglichkeit sich für ein Jahr als „Mini-Winzer*in“ auszuprobieren.

Inkludiert sind ein persönlich gekennzeichneter Rebstock, eine Flasche Wein des Rebstocks und Sie werden herzlich eingeladen beim Rebschnitt, bei der Laubarbeit oder bei der Ernte zu helfen. Ein Fest rundet das ganze Package ab.

Keine Biobetriebe, aber ebenfalls PiWi Weinbauern sind das Weingut Tellen in Kägiswil knapp 20 Minuten südlich des Vierwaldstättersees, wo man sich ebenfalls einen Rebstock mieten kann, und das Weingut Mariazell in Sursee im Kanton Luzern. Der Inhaber Beat Felder zählt zu den besten Winzern der Schweiz. Sein erster PiWi Wein kam 2019 auf den Markt.

Der Käse fehlt auf so gut wie keiner Schweizer Speisekarte. In Einsiedeln, im Kanton Schwyz haben Sie neben der Besichtigung einer Schaukäserei die Möglichkeit, unter fachkundlicher Anleitung selbst ein Bergmutschli (darunter versteht man einen Halbhartkäse) herzustellen. 

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60 Bauernfamilien haben sich in der Milchmanufaktur Einsiedeln zusammengeschlossen, um die eigene Bergheumilch selbst weiterzuverarbeiten.

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Copyright: Milchmanufaktur Einsiedeln

Bekannt ist der Ort Einsiedeln dank seines 934 erbauten Klosters. Er ist der größte Wallfahrtsort in der Schweiz und eine wichtige Station auf dem Jakobsweg bzw. der Endpunkt des Pilgerradweges MeinRadweg. Das Kloster bietet eine Übernachtungs- und Besichtigungsmöglichkeit an. In seinen Arkadenbögen befindet sich ein Ableger der Milchmanufaktur.

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Das Culinarium Alpinum, im ehemaligen Kapuzinerkloster in Stans (Kanton Nidwalden) ist ein Treffpunkt für Fleischer-, Kochkünstler-, Schnapsbrenner*innen, Bauern und Bäuerinnen, Sommeliers und Verkoster*innen, Käseprofis und Bäcker*innen. Sie bieten Kurse und Seminare an, um die kulinarischen Facetten im Alpenraum aus erster Hand kennenzulernen. So stehen im Herbst Sauerkraut Fermentationskurse, Bratwurstkurse, ein Wildkräuterkochkurs und Destillerie-Kurse an. Vorzugsweise werden regionale und biologische Produkte verwendet.

Außerdem gibt es ein Restaurant, einen Klosterladen und die Möglichkeit zum Schlafen. Die 14 stilvoll eingerichteten und renovierten Zimmer bieten alle mit Blick auf das Buochserhorn.

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So könnte Ihre Unterkunft aussehen

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Der Tourismus ist der drittwichtigste Wirtschaftszweig der Schweiz (Quelle: Prestige-Business Schweiz) und ihr Aushängeschild. So vielfältig wie die Schweiz ist, so vielfältig sind auch ihre Nächtigungsmöglichkeiten. Nachfolgend eine kleine Auflistung:

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Bed and Breakfast

In Rigi Kaltbad mit traumhaft schöner Aussicht auf den Vierwaldstättersee und die dahinterliegende Bergwelt liegt das Bed and Breakfast Be and Mee. Die Inhaberin Sandra verzichtet bewusst auf W-Lan, bezieht ihre Lebensmittel für das Frühstück vorzugsweise in Bio-Qualität vom Berg und benutzt ökologische Putz- und Reinigungsmittel.

 

Die Plattform BnB Switzerland listet Bed und Breakfast Unterkünfte in der Schweiz.

https://bnb.ch/

 

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Wissenswertes über die Rigi

Die Rigi ist autofrei und per Luftseilbahn oder Bahn erreichbar und ein sehr bekanntes Ausflugsziel. Selbst Königin Victoria von England ließ sich 1868 in der Sänfte hinauftragen. Drei Jahre später wurde die erste Zahnradbahn Europas auf die Rigi eröffnet. Die Rigi ist mit 1791 Metern für Schweizer Verhältnisse nicht besonders hoch, dennoch läutete sie mit der Zahnradbahn die touristische Entwicklung der Schweiz ein.

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Urlaub am Bauernhof

Über den Bio-Weinbauernhof Seeburghof im Luzerner Stadtgebiet habe ich in meinem Artikel „Pilzwiderstandsfähige Rebsorten“ ausführlich berichtet.

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Der Bio-Bergbauernhof Unter Ifängi in Nidwalden befindet sich in absoluter Einzellage und bietet eine traumhafte Aussicht auf die umliegende Bergwelt. Thomas und Trudi Käslin halten vorwiegend alte Tierrassen und vermieten eine Ferienwohnung sowie eine Jurte. Im Sommer zieht die Familie auf die Alp Oberfeld auf 1.860 Meter, wo eine „Suite“ Feriengästen zur Verfügung steht.

Copyright: Unterf Ifängi

Die Plattform „Bauernhof-Ferien“ listet Bauernhöfe in der gesamten Schweiz.

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Nächtigung in außergewöhnlichen Unterkünften

Im Muotathal bietet die Husky Lodge in den Wintermonaten einen Iglu-Workshop an, in dem Sie im Anschluss auch übernachten. Nähere Infos zum Programmablauf finden Sie hier.

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Eine Sammlung weiterer außergewöhnlicher Unterkünfte (z.B. Tiny houses, Schlafen unter freiem Himmel oder Baumzelte) in der Schweiz sind auf der Website Million Stars Hotel von Schweiz Tourismus zusammengefasst.

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Ferien im Baudenkmal

Die Stiftung Ferien im Baudenkmal listet im ganzen Land bauhistorisch wertvolle Gebäude, die vor ihrer Restaurierung dem Verfall ausgesetzt oder vom Abriss bedroht waren. Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen Tourismus und Denkmalpflege.  

Im Kanton Schwyz (Morschach) befindet sich zum Beispiel das Haus Tannen, erbaut im Jahre 1341 mit wunderschönem Blick auf den Urnersee.

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Copyright: Stiftung Ferien im Baudenkmal, Gataric Fotografie

Alpinhütten

Im Tourenportal des Schweizer Alpen-Club SAC finden Sie Hüttenmöglichkeiten.

 

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Anreise

Zürich ist bequem mit dem Nacht- oder dem Tagzug ab Wien erreichbar. Danach gibt es regelmäßige Zugverbindungen nach Luzern (Fahrtzeit ca. 50 Minuten).

 

Haben Sie mehr Gepäck, besteht die Möglichkeit, das Haus zu Haus Gepäck der ÖBB in Anspruch zu nehmen. In der Schweiz bieten die Schweizer Bundesbahnen ebenfalls unterschiedlichste Varianten von diesem Service an.

 

Tell Pass

Mit dem Tell Pass haben Sie freie Fahrt mit dem Schiff, der Bahn, dem Bus und unzähligen Bergbahnen. Außerdem erwarten Sie Reduktionen bei zahlreichen Ausflugszielen.

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Uri Ticket

Das UriTicket erlaubt Ihnen freie Fahrt auf ausgewählten Strecken des öffentlichen Verkehrs innerhalb des Kantons.

 

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Tourismusämter

Zug: https://www.zug-tourismus.ch/

Luzern: https://www.luzern.com/

Obwalden: https://www.obwalden-tourismus.ch/de/

Nidwalden: https://www.nidwalden.com/de/

Uri: https://www.uri.swiss/de

Schwyz: https://www.schwyz-tourismus.ch/de/

 

Wollen Sie „Geheimtipps“ und Hintergrundinformationen für abwechslungsreiche Reisen durch die Schweiz erhalten, empfehle ich Ihnen das Schweizer Reisemagazin

Transhelvetica – Das Schweizer Magazin für Reisekultur

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Dieser Artikel ist in meinen September/Oktober Reise-Inspirationen erschienen. 

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