Es fühlt sich gut an, wenn....
Lebensmittel aus der Region sind,
frisch gekochtes und qualitativ hochwertiges Essen zubereitet wird,
Sie in einem kuscheligen Bett in landestypischen und natürlichen Materialen träumen,
Souvenirs an eine schöne Zeit erinnern die in der Umgebung erzeugt wurden,
das Umfeld zu Fuß, mit Pferd, Kanu, Fahrrad, Lama,... erkundet wird,
die Freiheit und Ruhe Begleiter in einer einmaligen Kulisse ist,
man sich Willkommen und wie in einer großen Familie fühlt,
Sie sich weiterentwickeln und das Gelernte zu Hause umsetzen,
zum Erhalt einer intakten Natur und Kulturlandschaft beitragen wird.
Mein Geld belebt die lokale Wirtschaft und gibt den Menschen vor Ort ein faires Einkommen!
Darf ich mich vorstellen
Tourismus und ländliche Entwicklung
Tourismus ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist er mit 8 bis 10 Prozent Treibhausgasemissionen ein Mitverursacher der Klimakrise, auf der anderen Seite ist die Branche von einem funktionierendem Ökosystem abhängig.
Durch die Schaffung von Nationalparks und Naturschutzgebieten leistet der Fremdenverkehr einen wertvollen Beitrag zu einer intakten Natur. Die Eintrittsgelder helfen bei der Finanzierung des Artenschutzes und durch Sensibilisierung sowie Schaffung von Arbeitsplätzen kann beispielsweise Wilderei zurückgedrängt werden.
Tourismus kann aber auch neokoloniale Denkmuster verstärken, die Vertreibung Indigener forcieren und sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen fördern. Nichtsdestotrotz ist er vor allem in Bergregionen neben der Land- und Forstwirtschaft eine der wenigen Einnahmequellen und in vielen Ländern einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Wird die lokale Bevölkerung nicht übergangen und von Anfang an miteingebunden, leistet Tourismus einen wertvollen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung.
Tue Gutes und rede darüber - Der To-Do-Award
Jährlich werden bei der ITB in Berlin, einer der größten Tourismusmessen weltweit, Best-Practice Beispiele im Tourismus, die Partizipation von Beginn an in den Vordergrund stellen, mit dem „TO-DO Award“ ausgezeichnet.
Der internationale Wettbewerb wird seit 1995 vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V. vergeben, 2017 kam der „TO DO Award Human Rights in Tourism“ hinzu. Er würdigt Initiativen, die sich besonders für den Schutz menschenrechtlicher Prinzipien entlang der gesamten touristischen Wertschöpfungskette einsetzen.
Wenn die Wertschöpfung in der Region bleibt
Prämierte Auszeichnungen sind vor allem sogenannte „Community Based Tourism Projects“. Bei dieser Form des Tourismus gehören die Unterkünfte NICHT internationalen Konzernen, die mehrheitlich ihre Güter einführen und die Infrastruktur nutzen, aber kaum die lokale Wirtschaft unterstützen.
Denn Tourismus ist mit vielen anderen Branchen verwoben. So profitiert zum Beispiel die Landwirtschaft, wenn Unterkünfte und Restaurants mit lokalen Produkten beliefert werden. Auch ortsansässige Handwerker werden durch Tourismusbetriebe stärker nachgefragt. Steuern und Abgaben werden in Infrastruktur sowie ein besseres Abfall- und Abwassermanagement investiert.
Unsere Sehnsuchtsorte sind vor allem Lebensraum der ansässigen Bevölkerung.
Deshalb ist es wichtig, dass die Menschen vor Ort vom Tourismus leben können. Ein Mitgestalten ermöglicht vor allem der erwähnte Community Based Tourism, der obendrein authentische Begegnungen für die Besucher*innen schafft.
Auf diese Weise trägt Tourismus zum Schutz des kulturellen Erbes eines Landes bei. Immaterielle Bräuche oder Handwerkskünste werden durch den Tourismus geschützt, aufgewertet oder wiederbelebt.
Fünf partizipative Projekte auf einen Blick
1. Das Nuratau Community Based Tourism Project ca. 3 Std. nordöstlich von Sarmakand wurde 2008 von lokalen Enthusiasten ins Leben gerufen, um den Menschen in den abgelegenen Dörfern des Nuratau-Gebirges, nördlich der alten Seidenstraße in Usbekistan ein zusätzliches Einkommen zu verschaffen.
Heute besteht das Projekt aus über 10 malerisch gelegenen Familiengästehäusern in mehreren Dörfern, und es werden neben einer Übernachtung Wander-, Reit- und Abenteuertouren aber auch kulturelle Touren angeboten.
Copyright: Nuratau Community
2. Die Rutas Ancestrales Araucarias befinden sich 800 Kilometer südlich der chilenischen Hauptstadt an der Grenze zu Argentinien rund um den Villarrica Nationalpark, den ältesten NP in Chile.
Hier riefen 2012 junge Mapuche in Curraehue die Gemeindemitglieder zusammen. Das Ziel war, neue wirtschaftliche Perspektiven für ihre Heimatdörfer zu finden, die den ökologischen und kulturellen Werten treu bleiben.
Sie bauten ein Netz von rund 30 Partnerfamilien auf, die auf 10 verschiedenen Routen den Gästen die Kultur und Lebensweise der Mapuche näherbringen.
Copyright: Rutas Ancestrales Araucarias
3. Im Sveri Adventure Camp in Georgien befindet sich der erste Klettersteig im Kaukasus. Die atemberaubende Landschaft ist eine ideale Voraussetzung für einen Abenteuer- und Ökotourismus und dementsprechend gestaltet sich das Angebot des Camps.
Weltweit leben ca. 1,1 Mrd. Menschen in den Bergen, über 90 Prozent davon in Ländern des globalen Südens, so die Food and Agriculture Organisation der Vereinten Nationen. Zugleich sind Berggebiete sensible Naturräume. Umso wichtiger ist es, dass touristische Infrastruktur mit den Gegebenheiten vor Ort in Einklang gebracht wird, Besucher*innen über umweltschonendes Verhalten informiert und die Aktivitäten so gelenkt werden, dass das, was Reisende suchen, nicht zerstört wird.
Copyright: Sveri Adventure Camp
Copyright: Fernweh Fair Travel
4. Poonam Rawat-Hahne ist Gründerin von Fernweh Fair Travel - Uplifting Communities in Gopeshwar-Chamoli in der indischen Himalaya Region.
Sie schult und beschäftigt Frauen, insbesondere Witwen und Opfer häuslicher Gewalt, im Tourismus und schafft eine Perspektive in der Gegend.
Es dauerte mehr als fünf Jahre, bis aus der Idee ein erfolgreiches Tourismusprojekt wurde, von dem heute mehr als 557 Menschen leben.
Das Projekt bietet natur- und kulturbezogene Touren sowie spirituelle Erfahrungen an, welche die Kultur des Himalayas widerspiegeln. Die Unterbringung erfolgt in Waldhütten, Boutique-Hotels, Gastfamilien und einer Boutique-Permakultur-Farm, die von den lokalen Gemeinschaften betrieben wird.
5. Auch der Tierwelt soll beim Reisen Respekt entgegengebracht werden. Denn jährlich leiden Hunderttausende Tiere bei Touristenattraktionen wie Elefanten- oder Kamelreiten, Shows mit Delphinen, Hahnenkämpfen oder Zirkusse mit Tieren.
Der Elephant Nature Park ist ein Elefantenrettungs- und Rehabilitationszentrum in Nordthailand. Es ist das erste Elefantenschutzgebiet seiner Art, und bietet derzeit über 100 Elefanten ein fürsorgliches Zuhause. Zu den Herden des Parks gehören blinde, verkrüppelte, verwaiste und ältere Elefanten, die nun ein friedliches Leben in der Natur führen können.
Copyright: Elephant Nature Park
Wollen Sie tiefer in das Thema Tiere und Tourismus eintauchen, lesen Sie meinen Artikel „Falsche Tierliebe im Tourismus“.
Die Krux der Fliegerei
So schön diese Projekte alle klingen, liegen sie nicht ums Eck. Fernreisen stehen im Zwiespalt der Nachhaltigkeit, da Destinationen im globalen Süden fast nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind, sofern man keine mehrwöchige Anreise mit dem Zug, Selgelfrachter oder Containerschiff plant.
Daher sollte man möglichst selten in die Ferne reisen und länger vor Ort bleiben.
Einige Beispiele, wo man nicht nur zwei Wochen unterwegs ist, sind Volunteer Tourismus, Work and Travel, WOOFING (the worldwide opportunity to work on organic farms) oder ein Trip für mehrere Monate.
Auf diese Art hat man die einzigartige Möglichkeit, tiefer in die Kultur einzutauchen und komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen. Essenziell ist es, sich vor der Reise mit Kultur und Land auseinanderzusetzen.
Rund um den Globus leisten Initiativen, NGOs, Organisationen und Vereine hervorragende Öffentlichkeitsarbeit, um einen Tourismus auf Augenhöhe zu fördern.
Gemeinsam stark – Sechs Organisationen
1. Die britische NGO „Equality in Tourism“ setzt sich dafür ein, dass Frauen weltweit eine gleichberechtigte Stimme im Tourismus bekommen.
2. Der „Roundtable Human Rights in Tourism“ aus Deutschland macht sich für die Menschenrechte im Tourismus stark.
3. Die Kinderschutzorganisation ECPAT ist in über 100 Ländern vertreten und schützt u.a. Minderjährige vor sexueller Ausbeutung im Tourismus. Der Hauptsitz ist in Bangkok.
4. „Fairunterwegs“ ist die Schweizer Non-Profit-Organisation, die zeigt, wie Tourismus auch sein kann: fair, umweltfreundlich und mit berührenden Begegnungen.
5. „Tourism Watch“ engagiert sich für einen nachhaltigen, sozial verantwortlichen und umweltverträglichen Tourismus und ist eine Abteilung der Entwicklungsorganisation „Brot für die Welt“ von der evangelischen Kirche.
6. Last but not least schaffen auch die Naturfreunde Internationale mit dem Arbeitsbereich „respect“ in unterschiedlichsten Projekten Bewusstsein und sensibilisieren für einen Tourismus, der die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO unterstützt.
Drei weiterführende Artikel
1) In meinem Artikel: „Volunteer Tourismus – Tipps, damit mein Engagement nicht nach hinten losgeht“ geht es darum, wann der Wunsch zu helfen nur die Taschen westlicher Firmen füllt und nicht den Menschen vor Ort zugutekommt. Wann besteht die Gefahr, die Bedürfnisse zahlender Touristen in den Mittelpunkt zu stellen und die Interessen der lokalen Bevölkerung in den Hintergrund zu drängen?
2) Bei „Hotelanlagen an Traumküsten - was war davor? Eine noch unbekannte Schattenseite des Tourismus“ kam Jessica aus Honduras zu Wort. Sie wurde in die Volksgruppe der Garínagu (Garifuna) hineingeboren und macht sich gegen Landraub seitens internationaler Konzerne stark.
3) 2018 wurde die philippinische Insel Boracay für ein halbes Jahr gesperrt. Der damalige Präsident nannte das Meer eine Kloake. Wie es dazu kommen konnte, liest man in „Zu schön, um wahr zu sein? Ein Blick hinter paradiesische Kulissen“.